Eine Sendereihe soll hier gestartet werden, in der Pop-Musik, klassische Musik und Jazz-Musik nebeneinander und, wie wir alle hoffen, freundnachbarlich nebeneinander erklingen werden.“ So eröffnete 1974 der Hamburger Musik- und Theaterkritiker Werner Burkhardt die erste Ausgabe von „Klassik-Pop-et cetera“ und gab damit den Takt vor, der bis heute das Format bestimmt.
Musik für Orchester und Blues- Band des amerikanischen Komponisten Bill Russo sandte Burkhardt in den Äther, dann zog er vom Mozart-Divertimento eine Verbindungslinie über die Geige hin zu Udo Lindenbergs Tangosong „Rudi Ratlos“. Eine Provokation damals, als E- und U-Musik (E für ernste und U für Unterhaltungsmusik) noch säuberlich getrennt wurden. Erfinder der Sendung war Deutschlandfunk-Redakteur Wolf Werth.
Was als ein kleines Experiment startete, ist heute als Kultsendung bekannt – rund eine halbe Million Menschen hören die Sendung Samstag für Samstag. Ohne journalistisches Gegenüber präsentieren prominente Gäste alleine im Studio ihre Lieblingsmusik, die Klänge, die ihr Leben geprägt haben: Hildegard Knef und T. C. Boyle, Elisabeth Schwarzkopf und Sandra Hüller – meist Kulturschaffende aus allen Sparten. In Studios im ganzen deutschsprachigen Raum nehmen wir auf oder auch bei den Promis daheim, unterwegs im Hotel oder in der Künstlergarderobe. Die Moderationen und Geschichten sind oft der Schlüssel zur Musik.
„Und auf einmal wird alles gut“, schrieb die Zeitung Die Welt 2019 in ihrem Loblied auf die „schönste Radiosendung der Welt“. Dass der Deutschlandfunk überhaupt noch von Kategorien der U- und E-Musik ausgehe, empfand Autor Timo Feldhaus als weltfremd wie genial zugleich. Und ein bisschen Unzeitgemäßes steckt schon drin in „Klassik-Pop-et cetera“. Die dreiminütige Kennmelodie stammt aus dem Jahr 1980 und wurde von Horst Jankowski eigens für die Sendereihe komponiert. Mit seinem RIAS-Tanzorchester und Streichern der Deutschen Oper Berlin spielte er sie fürs Radio ein. Die konzertante Uraufführung des schmissigen Drei-Minuten-Stücks fand damals live vor Publikum statt, so wie in jener Zeit auch Aufzeichnungen der Sendereihe immer wieder als öffentliche Veranstaltungen zelebriert wurden.
Zum Sendungsjubiläum im Oktober – die erste Ausgabe wurde am 7. Oktober 1974 ausgestrahlt – lädt der Deutschlandfunk daher ins Kölner Funkhaus ein, zu einer Sendungsaufzeichnung vor Publikum. Denn eines ist glasklar: Ohne die treue Hörerschaft hätte das Format niemals 50 Jahre überdauert. Als Dank an unser aufgeschlossenes, kritisches und begeistertes Publikum kommt es im Jubiläumsjahr seit Jahresbeginn immer wieder selbst in „Herzstücken“ zu Wort: kurze persönliche Moderationen der Hörerinnen und Hörer zu Musikstücken, die sie geprägt haben.
Wir haben außerdem tief im Archiv gegraben, um jeweils am Monatsende „Highlights aus 50 Sendejahren“ zu präsentieren – wie den Musiker Udo Lindenberg zu Beginn seiner Karriere, die berühmte Sopranistin Lucia Popp oder den ungarischen Schriftsteller Péter Esterházy.
Werner Burkhardt, der erste Gastmoderator von „Klassik-Pop-et cetera“, hoffte auf „angenehme Schocks“ beim Publikum. Mögen „angenehme Schocks“ und Vielfalt unserer künftigen Gastmoderatorinnen und -moderatoren mit ihren Lebensklängen ein weiteres halbes Jahrhundert vor sich haben!