Hörfunkrat unterstützt „Denkfabrik“-Prozess beim Deutschlandradio
Der Deutschlandradio-Hörfunkrat befasste sich bei seiner Sitzung am 24. Mai mit der von Intendant Stefan Raue vorgestellten „Denkfabrik“. Diese solle dazu beitragen, den in den Programmen vorhandenen „Reichtum an Ideen und Wissen noch effektiver zu heben, zu bündeln und zur Geltung zu bringen“, sagte Raue vor dem Aufsichtsgremium. Ab 2019 soll die Denkfabrik außerdem „die großen Fragen der Zeit diskutieren und Orientierung geben“. Dafür sollen bis zum Sommer Impulse und Themenvorschläge gesammelt werden – bei Hörerinnen und Hörern und im Programm, in der Verwaltung genauso wie in den Gremien oder den maßgeblich von Deutschlandradio getragenen Chören und Orchestern der roc Berlin GmbH. Das vorgelegte Konzept wurde im Hörfunkrat ausdrücklich begrüßt. Dessen Vorsitzender, Frank Schildt, sagte, die Denkfabrik greife den Bedarf nach einer breiten gesellschaftlichen Verständigung über die großen Zukunftsthemen auf.
Einen Schwerpunkt der Beratungen nahmen die anstehenden Änderungen in der Deutschlandradio-Satzung ein. Der Hörfunkrat befasste sich mit den Anpassungen, die im Rahmen des geänderten Deutschlandradio-Staatsvertrags und der EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) notwendig sind. So wird es in Zukunft neben der Datenschutzbeauftragten einen Rundfunkdatenschutzbeauftragten geben. Gemeinsam mit weiteren öffentlich-rechtlichen Partnern prüft Deutschlandradio gegenwärtig, ob die neu zu schaffende Position mit einem gemeinsamen Experten besetzt werden kann. Die angestrebte Bündelung mit dem Ziel der Ressourcenschonung wird vom Hörfunkrat unterstützt.
Im nichtöffentlichen Sitzungsteil informierte sich der Hörfunkrat über die Ergebnisse einer Studie, für die 2017 knapp 6.000 Bürgerinnen und Bürger zu Nutzung, Reichweiten und Erwartungen an Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova befragt worden waren. Im Mittelpunkt der Befragung standen Themen wie Programm-Image und Potenziale bei Stamm- und Gelegenheitshörern. Zentral war auch die Frage nach dem Mehrwert, den Deutschlandradio nach Einschätzung der Befragten für den Einzelnen und die Gesellschaft bietet. Das Ergebnis zeigt nicht nur eine hohe Bekanntheit der Marke Deutschlandradio, die rund 73 Prozent der Befragten zumindest namentlich kennen. Auffallend ist, dass den Hörerinnen und Hörern von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur eine hohe Glaubwürdigkeit ihres Programmes wichtig ist – und dass sie diese, laut Befragung, auch wahrnehmen. 86 Prozent der Befragten sagten darüber hinaus, der Deutschlandfunk „leistet wichtige Arbeit für unsere Demokratie“.
Turnusgemäß berichteten die Gleichstellungsbeauftragten über die berufliche Gleichstellung von Frauen und Männern bei Deutschlandradio. Der Anteil weiblicher Beschäftigter lag Ende 2017 bei 53 Prozent. Allerdings seien Frauen in höher dotierten Vergütungsgruppen und Leitungsfunktionen weiterhin unterrepräsentiert, ihr Anteil sei im Vergleich zu den Vorjahren noch einmal leicht zurückgegangen. Der Hörfunkrat setzte sich kritisch mit den vorgelegten Zahlen auseinander. Die stellvertretende Vorsitzende Yvonne Magwas formulierte die Erwartung, dass mögliche Zugangsschranken im Haus beseitigt würden. Durch eine langfristige Personalplanung müsse sichergestellt werden, dass sich der Frauenanteil bei Deutschlandradio auch auf den Führungsebenen widerspiegele. Intendant Stefan Raue und Programmdirektor Andreas Weber erläuterten, dass man zukünftig noch mehr Möglichkeiten schaffen wolle, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. So hat etwa die Geschäftsleitung von Deutschlandradio erst vor kurzem beschlossen, Führung in Teilzeit zu ermöglichen.
Bereits am Vorabend hatte sich der Programmausschuss des Hörfunkrats mit der neuen, seit 1. März in Berlin produzierten Abendstrecke „Ab21“ bei Deutschlandfunk Nova befasst. Noch kein Vierteljahr alt, hat sich dieses junge Format, dass seine Hörerinnen und Hörer von 21.00 Uhr bis Mitternacht in die „WG-Küche“ zu Gesprächen, Reportagen und Musik einlädt, eine Fan-Basis erarbeitet.
Ein weiteres Thema: Nachwuchsförderung. Die Mitglieder des Programmausschusses informierten sich über die Arbeit ehemaliger Volontärinnen und Volontäre, die einen Vertrag als so genannte Juniorprogrammmitarbeiter erhalten haben. Teilnehmer an diesem jährlichen Nachwuchsförderprogramm haben für ein Jahr die Möglichkeit, sich in einer Redaktion journalistisch weiterzuentwickeln.
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