Der Deutschlandradio-Hörfunkrat hat sich am 8. März bei seiner ersten Sitzung des Jahres 2018 ausführlich mit aktuellen medienpolitischen Themen befasst. Im Mittelpunkt standen dabei der Bericht zu „Auftrag und Strukturoptimierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“, die Novellierung des Telemedienauftrags und die Auswirkungen des „No Billag“-Referendums auf die Diskussion in Deutschland.
Das Schweizer Votum sei ein wichtiges Signal über die Landesgrenzen hinaus gewesen, sagte der Hörfunkratsvorsitzender Frank Schildt. Trotz der zugespitzten Auseinandersetzung im Vorfeld hätten sich zentrale gesellschaftliche Akteure und die große Mehrheit der Abstimmenden letztlich klar zum öffentlich-rechtlichen Journalismus bekannt. Ein solch breites gesellschaftliches Bekenntnis brauche es auch in Deutschland. „Wenn wir einen von wirtschaftlichen Interessen unabhängigen, dem Gemeinwohl und dem demokratischen Diskurs verpflichteten Rundfunk in Deutschland haben wollen, dann müssen wir uns auch dafür einsetzen,“ erklärte der Vorsitzende. Hier seien die Mitglieder des Hörfunkrates, die ein breites Spektrum gesellschaftlicher Gruppen abbilden, ebenso gefordert wie andere Vertreter von Verbänden, Wirtschaft, Kirchen, Gewerkschaften, Wissenschaft, Sport, Kultur oder Politik. Die stellvertretende Hörfunkratsvorsitzende Yvonne Magwas ergänzte, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei ein unverzichtbarer Qualitätsanker für pluralistische Meinungsbildung. Er müsse sich dabei aber den Herausforderungen einer rasant wandelnden Medienwelt stellen und dürfe dabei seinen Kernauftrag nicht aus den Augen verlieren.
Deutschlandradio verschließe sich dieser kritischen Diskussion nicht, betonte Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue, immerhin gehe es dabei um das Geld der Beitragszahlerinnen und – zahler. „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss noch besser erklären, wofür wir dieses Geld einsetzen.“ Der Deutschlandradio-Staatsvertrag schreibe enge Kooperationen mit ARD und ZDF vor, diese führten dazu, dass wirtschaftlich gearbeitet werde. Solche Kooperationen gibt es etwa beim gemeinsamen Auslandskorrespondentennetz, aber auch bei Technik und Verwaltung. Deutschlandradio habe darüber hinaus in seinem Bericht zu Auftrag- und Strukturoptimierung an die Ministerpräsidentinnen und –präsidenten deutlich gemacht, wie bedeutend der Umstieg von UKW auf DAB+ für Deutschlandradio sei. Dadurch würden nicht nur die Verbreitungskosten drastisch gesenkt, auch die bundesweite Empfangbarkeit der drei Programme von Deutschlandradio nähme deutlich zu. Einsparungen dürften aber nicht dazu führen, dass die Qualität des Kernprodukts, des Programms, sinke, waren sich Hörfunkrat und Intendant einig.
In seinem Bericht an die Gremienmitglieder präsentierte der Intendant die Zahlen der neuesten ma IP Audio, die zeigen, dass auch immer mehr Hörerinnen und Hörer die Online-Angebote von Deutschlandradio nutzen. Deutschlandfunk konnte demnach im 4. Quartal 2017 seine Stellung als bundesweit meistgehörter Informationssender weiter ausbauen und wuchs um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (4. Quartal 2016). Deutschlandfunk Nova verzeichnete in der Sparte Jugendprogramme mit einer Steigerung von 21 Prozent ebenfalls das stärkste Wachstum. Bei Deutschlandfunk Kultur wuchsen die Internet-Nutzerzahlen um 10 Prozent.
Diese kontinuierlichen Steigerungen bei der IP Audio belegten, dass die hohe Qualität der Deutschlandradioprogramme auch im Netz geschätzt werde, betonte Stefan Raue. Dies gelte auch für die aufbereitete Information auf den Webseiten, für Online-Angebote wie Podcasts und die DLF Audiothek und die Präsenz in den sozialen Medien.
Für den Hörfunkrat stellte Frank Schildt fest, für journalistische Inhalte mit Programmbezug müsse eine adäquate Darstellung im Netz möglich sein. Bei der Neugestaltung des Telemedienauftrags gelte es, die spezifischen Erfordernisse eines Hörfunkprogramms zu berücksichtigen. Gerade für jüngere Zielgruppen sei eine attraktive Online-Präsenz für Hörfunkinhalte unerlässlich. Wer mit seinem Rundfunkbeitrag ein anspruchsvolles Radioprogramm möglich mache, müsse dieses auch im Netz gut finden können. Wie wichtig dies sei, zeige der Zuspruch für die Social-Media-Angebote von Deutschlandradio. Deren Erfolg bemesse sich nicht allein an der Zahl der User und Follower, sondern auch an der Qualität der im Social Web moderierten Diskussionen
Der Hörfunkrat befasst sich darüber hinaus mit den Dokumentations- und Rechenschaftspflichten, die für Deutschlandradio mit Inkrafttreten der Europäischen Datenschutzverordnung am 25. Mai verbunden sind. Für die Umsetzung der neuen Vorschriften wird zukünftig ein Rundfunkdatenschutzbeauftragter ernannt.
Bereits am Vorabend hatte sich der Programmausschuss des Hörfunkrats ausführlich über die Arbeit der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH (ROC Berlin) informiert. Deutschlandradio ist mit 40 Prozent Hauptgesellschafter der vier unter dem Dach der ROC vereinigten Klangkörper. Die Erläuterungen des Chefdirigenten und künstlerischen Leiters des RIAS-Kammerchors Justin Doyle sowie des Chordirektors Bernhard Heß, hätten einmal mehr deutlich gemacht, welche „kulturellen Perlen“ zu Deutschlandradio gehörten, und welchen hohen gesellschaftlichen Wert dieses finanzielle Engagement habe, erläuterte die Vorsitzende des Programmausschusses, Doris Krönig.
Offizielle Programmbeschwerden gab es bei der Sitzung von Programmausschuss und Hörfunkrat nicht zu behandeln. Die nächste Sitzung findet am 24. Mai in Köln statt.
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