Rückblick auf die Sitzung des Hörfunkrats am 8. Juni 2017 in Köln

Der Deutschlandradio-Hörfunkrat hat Stefan Raue (58) in öffentlicher Sitzung am 8. Juni in Köln mit 26 von 36 Stimmen als neuen Intendanten gewählt. Er tritt sein Amt am 1. September 2017 an. Der derzeitige MDR-Chefredakteur war einstimmig vom Verwaltungsrat vorgeschlagen worden.
Frank Schildt, Vorsitzender des Hörfunkrates: „Der scheidende Intendant Willi Steul hat sich mit seiner erfolgreichen Flottenstrategie und einer konsequenten Markenarchitektur bleibende Verdienste um Deutschlandradio erworben. Der neue Intendant Stefan Raue hat den Hörfunkrat mit seinen Ideen für die Zukunft des Senders überzeugt. Er ist der richtige Mann, um das Profil von Deutschlandradio in der Debatte zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks weiter zu schärfen. Der Unterstützung des Hörfunkrates kann er dabei sicher sein.“ Gleichzeitig kündigte Schildt an, Kritik am Wahlverfahren aufzunehmen und gegenüber dem Gesetzgeber die Initiative zu ergreifen mit dem Ziel, die Rolle des Hörfunkrats zu stärken. Die Vertreter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Verwaltungsrat haben hierfür bereits ihre Unterstützung signalisiert.
Der Vorsitzende des Deutschlandradio-Verwaltungsrates und ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut: „Stefan Raue steht für unabhängigen, kritischen und fairen Qualitätsjournalismus. Mit ihm tritt ein erfahrener Journalist und versierter Medienmanager an die Spitze von Deutschlandradio.“
Der neu gewählte Intendant Stefan Raue bedankte sich für das ihm entgegen gebrachte Vertrauen und erklärte: „Es ist mir eine Ehre, das Deutschlandradio als eines der wichtigsten Leitmedien in Deutschland zu führen. Zentrale Entwicklungschancen sehe ich in der weiteren Profilierung der Programmangebote, der Arbeit an einer digitalen Zukunft mit Formaten, die in ihrer Ästhetik und Dramaturgie den Nutzungsgewohnheiten auch jüngerer Zielgruppen entsprechen, dem Zusammenwachsen der beiden Standorte sowie der Diskussion über die Zukunft des Auftrags und der Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland.“
Der amtierende Intendant Dr. Willi Steul (66) hatte im November 2016 sein Amt vorzeitig zur Verfügung gestellt. Er leitet Deutschlandradio seit April 2009 und hat in dieser Zeit die Modernisierung und Profilierung der drei Programme Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova erfolgreich vorangetrieben und vor allem auch die Etablierung des Radiostandards DAB+ forciert. Willi Steul: „Ich freue mich, dass mit Stefan Raue ein Kollege mit menschlich hervorragendem Ruf und nachgewiesener journalistischer Professionalität nun das Haus führen wird. ‚Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...‘, das gilt für Deutschlandradio, für Stefan Raue und auch für mich.“
Stefan Raue (geboren 1958 in Wuppertal) begann seine journalistischen Laufbahn nach einem geisteswissenschaftlichen Studium und einem Volontariat als Reporter beim WDR (1987-1990). Anschließend arbeitete er als Politikredakteur und Chef vom Dienst bei RIAS-TV, bevor er 1992 Programmbereichsleiter Aktuelles und Nachrichten beim Fernsehen der Deutschen Welle wurde. Seit 1995 war Stefan Raue in verschiedenen Positionen beim ZDF tätig, u. a. als Schlussredakteur des „heute-journal“ und als stellvertretender Leiter der Senderredaktion der „heute“-Nachrichten. Von 1997 an war er Redaktionsleiter des Magazins „Blickpunkt“, zusätzlich war er seit 1999 stellvertretender Hauptredaktionsleiter im Bereich Politik und Zeitgeschehen des ZDF. Seit November 2011 arbeitet er als trimedialer Chefredakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Auf der Tagesordnung der Hörfunkratssitzung stand darüber hinaus einer erste Bilanz der Neuordnung der Markenarchitektur und der aktuelle Tätigkeitsbericht der Gleichstellungsbeauftragten, in dem besonders für das Berliner Funkhaus verstärkte Anstrengungen für mehr Frauen in Führungspositionen angemahnt werden. Bereits am Vorabend hatte sich der Programmausschuss ausführlich mit dem neuen Deutschlandradio-Reporterpool befasst, der seit Januar 2017 aktuell besonders gefragte Themen vertieft bearbeitet und die Arbeit örtlicher Korrespondenten mit Hintergrundinformationen und Einordnung unterstützt.
Deutschlandradio: 16 Länder, ein Sender.
Das 1994 gegründete Deutschlandradio steht für den nationalen Hörfunk in Deutschland. Jeden Tag entstehen in den Funkhäusern in Berlin und Köln 72 Stunden hochwertiges Radioprogramm, das die föderale Vielfalt in Deutschland wiedergibt und bundesweit werbefrei zu empfangen ist: „Alles von Relevanz“ (Deutschlandfunk), „Das Feuilleton im Radio“ (Deutschlandfunk Kultur) und „Es ist kompliziert. Dazu guter Pop“ (Deutschlandfunk Nova). Die drei Programme erreichen täglich mehr als 2,3 Millionen Hörerinnen und Hörer. Stefan Raue ist nach Ernst Elitz (1994-2009) und Willi Steul (2009-2017) der dritte Intendant von Deutschlandradio.
Hörfunkrat: Der Hörfunkrat hat derzeit 39 Mitglieder und besteht aus Vertretern der Länder und des Bundes sowie gesellschaftlich relevanter Gruppen. Er hat unter anderem die Aufgabe, Richtlinien für die Sendungen aufzustellen und deren Einhaltung gemäß der im Staatsvertrag aufgeführten Bestimmungen zu überwachen. Die Wahl des Intendanten erfolgt auf Vorschlag des Verwaltungsrats und erfordert eine 2/3 Mehrheit der Hörfunkratsmitglieder. Vorsitzender des Hörfunkrates ist seit März 2014 Frank Schildt.
Verwaltungsrat:
Der Verwaltungsrat (8 Mitglieder), überwacht die Tätigkeit des Intendanten, speziell in wirtschaftlichen Fragen und entscheidet über den Haushaltsplan und Jahresabschluss der Körperschaft; er besteht aus drei Vertretern der Länder, einem Vertreter des Bundes und jeweils zwei Vertretern von ARD und ZDF. Vorsitzender des Verwaltungsrates ist seit August 2014 Thomas Bellut (Intendant des ZDF).