Rückblick auf die Sitzung des Hörfunkrats am 10. September 2015 in Berlin

Anmeldung zum 20. KEF Bericht – Digitalradio – Jahresabschluss 2014 und Entlastung des Intendanten
Der Deutschlandradio-Hörfunkrat unterstützt einstimmig die Anmeldung zum 20. KEF-Bericht und hierbei besonders die DAB+-Ausbaustrategie des Hauses. Auf seiner Sitzung am 10. September in Berlin genehmigte der Hörfunkrat den Jahresabschluss 2014 und blickte auf die kommende Beitragsperiode. „Der Hörfunkrat begrüßt die klare Positionierung von Deutschlandradio für Digitalradio im Einvernehmen mit der ARD und unterstützt das Projekt zum Ausbau von Deutschlandfunk Nova. Die vorgelegte Anmeldung zum 20. KEF-Bericht ist richtig und notwendig, um den Ausbaubedarf für DAB+ fachgerecht zu bemessen“, so der Vorsitzende Frank Schildt.
Intendant Dr. Willi Steul unterstrich, dass DAB+ nicht aufzuhalten sei: „Die aktuellen Zahlen der Medienanstalten belegen: Jeder zehnte Haushalt hat bereits ein Digitalradio. Um das Wachstum weiter zu befeuern, investiert Deutschlandradio in den Jahren 2017-2020 insgesamt knapp 46 Millionen Euro in den Ausbau des Sendernetzes“, so Steul weiter. „Wir melden bei der KEF diesen Mehrbedarf an. Diese Gelder fließen nicht in die Programme, sondern in den technischen Ausbau von Digitalradio.“ Deutschlandradio zeige mit der KEF-Anmeldung erneut, dass es als dritte Säule des öffentlich-rechtlichen Rundfunks die verlässliche und sparsame Linie des Hauses seit 1994 fortführe.
Der Hörfunkrat besprach den Jahresabschluss 2014 und entlastete einstimmig den Intendanten für das Jahr 2014.
Tätigkeitsbericht des Intendanten (pdf) über das Geschehen im Deutschlandradio seit der letzten Sitzung des Hörfunkrates.
 
Media Analyse 2015 Radio II
Im Blick des Hörfunkrats stand ferner die jüngste Medien-Analyse (MA 2015 Radio II), in der Deutschlandfunk Kultur einen Hörerzuwachs verzeichnete: „Auch in der von einem einschneidenden Methodenwechsel gekennzeichneten MA 2015 II haben die Deutschlandradio-Programme erfolgreich abgeschnitten“, erklärte Programmdirektor Andreas Weber.
Die MA 2015 Radio II beinhaltet erhebliche Veränderungen, die einen Vergleich mit den Ergebnissen vorhergehender Media Analysen erschweren, rein methodisch sogar unmöglich machen. Diese Veränderungen betreffen sowohl die Basis der Hochrechnung als auch die Methode. Das führt dazu, dass Aussagen darüber, ob Abweichungen zu den vorhergehenden Media Analysen aus der geänderten Hochrechnungsgrundlage (Methodeneffekt) resultieren oder aber im Programm (Markteffekt) begründet sind, schwer fallen.
Deutschlandfunk Nova, das jüngste Programm von Deutschlandradio, schaffte als einziges rein digital verbreitetes Angebot überhaupt den Einzug in die MA und konnte seine Bekanntheit innerhalb eines Jahres mehr als verdoppeln.

 
Journalistisches Selbstverständnis
Der Intendant präsentierte dem Hörfunkrat die aktuelle Fassung des „Journalistischen Selbstverständnisses“. Es stellt die Grundlage des journalistischen Arbeitens bei Deutschlandradio dar.
Anschließend nahm der Hörfunkrat die neue Dienstvereinbarung zur Gleichstellung von Frauen und Männern zur Kenntnis.
Ausscheiden eines Mitglieds des Hörfunkrats
Das Hörfunkratsmitglied Robert Clemen (seit März 2014 stellv. Vorsitzender) hatte dem Hörfunkrat mitgeteilt, dass er bei einer anderen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt in Deutschland beschäftigt ist. Der Hörfunkrat stellte daraufhin fest, dass eine Mitgliedschaft im Hörfunkrat von Deutschlandradio damit aus rechtlichen Gründen nicht mehr möglich ist. Der Vorsitzende des Hörfunkrats, Frank Schildt, dankte Robert Clemen für sein langjähriges Engagement. Herr Clemen war seit 2006 vom Land Sachsen entsandt und war in allen Ausschüssen und in einer Arbeitsgruppe des Aufsichtsgremiums aktiv. Schildt wünschte Clemen für seine Zukunft alles Gute.
Die Tagesordnungspunkte „Wahl der/des Stellvertretenden Vorsitzenden des Hörfunkrats“ sowie „Wahl eines Mitglieds des Programmausschusses“ wurden auf die Sitzung am 3. Dezember 2015 vertagt.
Bericht aus dem Programmausschuss

Crossmedia-Projekt „Blowback“
Im Programmausschuss des Hörfunkrats präsentierte Hörspiel-Redakteurin Katrin Moll das crossmediale Projekt „Blowback“, eine innovative Verbindung von Hörspiel und Handy-Game. Erstmals kann man in die Haut einer Hörspielfigur schlüpfen und ihre Bewegungen durch akustische Räume und Szenen steuern. In Echtzeit wird eine 3D-Audiowelt errechnet, die klanglich den Räumen des Hörspiels entspricht. Mit Hilfe einer App kann der Spieler/die Spielerin in die Audiowelt des Hörspiels eintauchen und die Geschichte am Ort des Hörspiels weiterspielen – und so selbst Teil der Geschichte werden.
Das Thema Wasserversorgung in der Zukunft bildet die Folie für diesen spannenden Hörspiel-Thriller auf höchstem Niveau. Durch die interaktive Game-App taucht der Nutzer/die Nutzerin buchstäblich in das Hörspiel ein, wird zur Problemlösung aufgefordert und zum Nachdenken angeregt. Gleichzeitig sensibilisiert das Projekt ein breites Publikum für das besondere Potenzial des Hörens in Kunst, Unterhaltung und Informationsvermittlung. Es speist sich aus dem Erfahrungsschatz der Hörspieltradition – insbesondere des Kunstkopfhörspiels – und bereichert das Genre um eine neue, zukunftsträchtige Dimension.
Die Entwicklung des Crossmedia-Projekts „Blowback“ wurde vom 29. Oktober 2014 an auf dem Blog blowback.deutschlandfunkkultur.de begleitet. Dort finden sich Werkstatt-berichte, Making-Of Videos, Interviews und Essays zu dem Hörgame und zu seiner Thematik.
Das Hörspiel „Blowback – der Auftrag“ wurde am 19. Januar 2015 auf dem Sendeplatz „Freispiel“ im Deutschlandfunk Kultur urgesendet und am 26. Januar auf dem  Sendeplatz „Krimi“ wiederholt. „Blowback“ wurde im Sommer beim International Radio Award in New York bereits als beste Innovation ausgezeichnet und war in diesem Jahr auch für den deutschen Radiopreis nominiert.
Programmbeschwerden
Der Programmausschuss befasste sich darüber hinaus mit insgesamt vier Programmbeschwerden. Konkret ging es dabei um:
  • Ein Deutschlandfunk-Interview zum Thema Griechenland
  • einen Deutschlandfunk-Kommentar zum Eintreffen der russischen Rockergruppe „Nachtwölfe“ in Deutschland
  • die Berichterstattung hinsichtlich russischer Kampfjets nahe des europäischen Luftraumes
  • ein Deutschlandfunk-Interview mit Cem Özdemir zum Thema „Pegida“
Die Petenten warfen Deutschlandradio dabei entweder mangelnde Recherche, die Verletzung von Menschrechten, die Verbreitung von Falschmeldungen oder eine tendenziöse Berichterstattung vor. Der Programmausschuss wies alle diese konkreten Programmbeschwerden zurück.
 
Programmbeschwerde im Hörfunkrat – Ungleichbehandlung von im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien im Deutschlandfunk
Auch der Hörfunkrat befasste sich mit einer Programmbeschwerde. Der Petent hatte moniert, die politischen Parteien kämen im Deutschlandfunk nicht proportional zu ihrem Sitze-Anteil im Deutschen Bundestag zu Wort. Der Hörfunkrat wies die Beschwerde einstimmig zurück und betonte, die Auswahl von Interviewpartnern im Deutschlandfunk erfolge ausschließlich nach journalistischen Kriterien sowie nach den tagesaktuellen Bedürfnissen des Programms.
Bericht des Hörfunkratsvorsitzenden
Der Vorsitzende informierte die Hörfunkratsmitglieder darüber, dass er seit der letzten Sitzung an zwei Gremientreffen der Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK) in Berlin und Salzburg teilgenommen hat, beim Deutschen Radiopreis in Hamburg und beim Sommerfest des VPRT in Berlin gewesen ist.
Erklärstück über den Hörfunkrat für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Deutschlandradio
Der Vorsitzende des Hörfunkrats, Frank Schildt, hatte am Tag vor der Hörfunkratssitzung (am 9. September) den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Deutschlandradio die Arbeit des Gremiums vorgestellt. Die Veranstaltung fand im Berliner Funkhaus statt und wurde per Video nach Köln übertragen.
In seiner Präsentation erklärte Schildt die rechtlichen Grundlagen, die Aufgaben des Hörfunkrats in den Bereichen Programm und Wirtschaft/Finanzen sowie die gegenwärtige Zusammensetzung. Herr Schildt erläuterte an Hand einer beispielhaften Tagesordnung, welche Tagesordnungspunkte regelmäßig auf der Agenda stehen und welche Aufgaben die Ausschüsse haben.
Besonderen Wert legte der Hörfunkratsvorsitzende darauf, die Bemühungen des Aufsichtsgremiums um Transparenz darzustellen: Seit Herbst 2014 finden die Sitzungen öffentlich statt. Im Internet erscheint seither nach jeder Sitzung unter anderem ein ausführlicher Bericht über die Diskussionen und Entscheidungen des Hörfunkrats.