„Koran erklärt“
Ausführlich diskutierte der Hörfunkrat bei seiner öffentlichen Sitzung die neue Sendestrecke „Koran erklärt“ im Deutschlandfunk. „Die Debatten in den vergangenen Monaten zeigten Aufklärungsbedarf“, erläuterte Deutschlandradio-Intendant Dr. Willi Steul die Intention der Programmverantwortlichen: „Alle sprechen über den Koran, aber kaum jemand hat je darin gelesen“. Die Mitglieder des Hörfunkrats begrüßten das neue Format ausdrücklich. Der Hörfunkratsvorsitzende Frank Schildt erklärte: „Es geht darum, Missverständnisse auszuräumen. Es ist richtig und wichtig, gerade angesichts mancher Aufgeregtheiten in diesen Tagen verstärkt auf Information und die Möglichkeit der Einordnung zu setzen.“
Seit dem 6. März 2015 deuten Islamwissenschaftler und islamische Theologen an jedem Freitag nach der Sendung „Tag für Tag“ um 9.55 Uhr im Deutschlandfunk Verse aus dem Koran: Prof. Dr. Ömer Özsoy vom Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Milad Karimi vom Zentrum für Islamische Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Dr. Tuba Isik vom Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften an der Universität Paderborn.
Die drei anerkannten Wissenschaftler sind selbst Muslime. Das war den Programmverantwortlichen zum Start deshalb wichtig, damit nicht der Vorwurf erhoben werden kann, dass wieder nur Nicht-Muslime über Dinge reden, die den Kern des Islams betreffen. Für die weitere Teilnahme an der Reihe wurden auch anerkannte nicht muslimische Fachwissenschaftler gewonnen, zum Beispiel Prof. Dr. Stefan Wild, Bonn.
Deutschlandradio erfüllt damit einen Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags: in eigenständiger journalistischer Verantwortung einen Beitrag zur differenzierten Meinungsbildung und zur Aufklärung in der Gesellschaft zu leisten.
Online-Bericht für die Jahre 2012-2014
Zum Tagesordnungspunkt Online-Bericht für die Jahre 2012-2014 von Deutschlandradio thematisierte der Hörfunkrat die bestehenden Telemedienregelungen. „Der Drei-Stufen-Test und die Sieben-Tage-Regelung gehören auf den Prüfstand. Die Welt hat sich in den letzten Jahren weitergedreht. Wir brauchen eine zeitgemäße Flexibilisierung des Telemedienrechts“, fasste Frank Schildt die Diskussion zusammen. Hintergrund ist der seit sechs Jahren bestehende Zwang für öffentlich-rechtliche Sender, ihre Inhalte nach Ablauf bestimmter Fristen aus dem Internet zu entfernen.
Die Telemedienangebote von Deutschlandradio sind integraler Bestandteil der Programmarbeit von Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova. Die Grundlage bildet seit 2010 ein Telemedienkonzept, zu dessen Vorlage Deutschlandradio durch den Rundfunkstaatsvertrag (RStV) formal verpflichtet ist. Dieses Telemedienkonzept ist unverändert die Grundlage des Telemedienangebots von Deutschlandradio.
Die Inhalte von Sendungen aus drei Programmen wurde über mehrere Jahre auf der Seite dradio.de in Text, Ton oder per Playlist zusammengefasst. Diese Systematik eines Sammelportals wurde im November 2013 als Ergebnis der Akzentuierung der drei Programme verändert. Das Ziel ist, die drei Programme angemessener im Netz zu begleiten und die Marken zu stärken. Die Startseiten und das dahinterliegende journalistisch-publizistische Sendungsangebot sind in der optischen Darbietung wie auch in der inhaltlichen Struktur nicht einheitlich gestaltet, sondern spiegeln die Markencharakteristika sowie die speziellen Bedürfnisse der Hörer des jeweiligen Programms wider. Dies gilt im Besonderen für die Online-Begleitung des im Februar 2014 reformierten Programms Deutschlandfunk Nova.
Die Seite deutschlandradio.de wiederum will zweierlei: Sie dient mehr denn je als Schaufenster der drei Programme; sie schafft einen Zugang zu wichtigen Programmleistungen, zu Frequenzhinweisen zu den Livestreams und nicht-linearen Audioangeboten. Gleichzeitig versteht sich die Seite aber auch als Portal der Körperschaft Deutschlandradio. Sie erläutert Aufbau und Gremien der Körperschaft. Sie zeigt den Hörern, Nutzern und Beitragszahlern, wie die Programme mit den zur Verfügung gestellten Mitteln arbeiten und Korrespondentennetze unterhalten. Sie kommuniziert für Deutschlandradio im Ganzen wichtige Themen vom Digitalradio bis zum Rundfunkbeitrag. Die Seite weist zudem auf öffentliche Veranstaltungen des oder mit Beteiligung von Deutschlandradio hin, sie informiert über die ROC GmbH und schafft Zugänge zu Partnern wie ARD, ZDF, ARTE und Phoenix.
Auch bei Deutschlandradio haben sich seit Beginn des Jahres 2014 die Angebote verstärkt mobilen Nutzern geöffnet. Beleg dafür sind spezielle Seiten für Smartphones und Tablets von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur. Bei Deutschlandfunk Nova kommt bereits responsives Design zum Einsatz.
Sachstandsbericht zur Anmeldung zum 20. KEF-Bericht
Auf der Tagesordnung des Hörfunkrats stand auch ein Sachstandsbericht zur Anmeldung zum 20. KEF-Bericht. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten empfiehlt den darüber entscheidenden Landesparlamenten die Festsetzung des Rundfunkbeitrags. Wesentliche Punkte der Anmeldung von Deutschlandradio sind dabei, so Verwaltungs- und Betriebsdirektor Rainer Kampmann, die Strategie eines zügigen und flächendeckenden DAB+-Netzausbaus, eine weitere Flexibilisierung der Bewirtschaftung bei Personal-, Programm und Sachaufwand und die Sicherung der wirtschaftlichen Perspektive für die vier Klangkörper der ROC GmbH. Hier ist Deutschlandradio aufgrund von staatsvertraglichen Regelungen mit 40 Prozent beteiligt. Deutschlandradio-Intendant Dr. Willi Steul betonte: „Wir werden in den anstehenden Verhandlungen verlässlich agieren und stehen auch gegenüber den Orchestern und Chören zu unserem Finanzierungsanteil, wenn die weiteren an der GmbH beteiligten Partner sich ebenfalls zu ihrer Verantwortung bekennen.“
Bericht über programmliche Leistungen und Perspektiven 2014-2016
Der Hörfunkrat nahm auf seiner Sitzung in Bremen zudem den Bericht über programmliche Leistungen und Perspektiven des nationalen Hörfunks 2014-2016 zur Kenntnis und bestätigte einstimmig, dass die Verpflichtungen des vorangegangenen Berichts erfüllt wurden.
Alle zwei Jahre legt Deutschlandradio gemäß Rundfunkstaatsvertrag einen Bericht über programmliche Leistungen und Perspektiven vor. Der Bericht enthält einen Rückblick auf die Programmleistungen der vergangenen zwei Jahre sowie einen Ausblick auf die kommenden 24 Monate. Dazu gehört auch ein Überblick über Sendungen, Kooperationen und Konzertreihen.
Deutschlandradio beschreibt in dem Bericht seinen spezifischen öffentlich-rechtlichen Programmauftrag und erbringt den Nachweis über den „public value“ seiner journalistischen und kulturellen Leistungen. Das Papier stellt die reguläre Arbeit der Programme wie auch Programmschwerpunkte und besondere Projekte vor.
Der Bericht für den Zeitraum 2012 bis 2014 (Rückblick) und 2014-2016 (Ausblick) wurde dem Hörfunkrat in der Sitzung am 4. Dezember 2014 zunächst zur Kenntnis vorgelegt. Er wird nun nach der abschließenden Befassung in der Sitzung am 12. März an Ministerpräsidenten, Landtage, Medienpolitiker und andere Entscheidungsträger verschickt und ist zudem im Internet nachzulesen.
Prozess für ein besseres Miteinander
Der Hörfunkrat nahm darüber hinaus einen Bericht über den aktuellen Stand im „Prozess für ein besseres Miteinander im Deutschlandradio“ zur Kenntnis.
Die Geschäftsleitung hat im Sommer 2014 eine Vielzahl von Zielen formuliert und damit die inhaltlichen und strukturellen Leitlinien des weiteren Vorgehens skizziert. Diese betreffen die Themen Führungskultur, Personalentwicklung, Arbeitsbedingungen, interne Kommunikation und Konfliktbewältigung.
Die Geschäftsleitung richtete außerdem eine Steuerungsgruppe ein, die personell die unterschiedlichen Arbeitsbereiche des Hauses widerspiegelt. Das Mandat der außerhalb der Linie agierenden Steuerungsgruppe umfasst das Identifizieren und Erarbeiten konkreter Projekte mit den jeweiligen Fachbereichen. Anschließend wird die Steuerungsgruppe den Prozess der Umsetzung begleiten und sicherstellen, dass die Projekte wie geplant umgesetzt werden.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Deutschlandradio
Abschließend diskutierte der Hörfunkrat die aktuelle Situation und die angestrebten Veränderungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie beim Deutschlandradio. Im Mittelpunkt standen dabei die Möglichkeiten der Flexibilisierung der Arbeitsabläufe. Hier befinde sich Deutschlandradio auf einem guten Weg, fasste der Hörfunkratsvorsitzende die Diskussion nach der Vorstellung der bisher ergriffenen Maßnahmen zusammen.
Der Hörfunkrat hatte zuvor einen Bericht des Intendanten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Deutschlandradio zur Kenntnis genommen. Danach erkennt Deutschlandradio die zunehmende Bedeutung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und bietet der Belegschaft verschiedene Möglichkeiten an, Familienpflichten und Beruf besser zu vereinbaren. Die Maßnahmen erhöhen grundsätzlich die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
Die wichtigsten Möglichkeiten sind Teilzeitarbeit, Homeoffice/Telearbeit, Arbeitsbefreiungen für die Elternzeit und zur Pflege von Angehörigen sowie die Kinderferienbetreuung.
Die nächste Sitzung des Hörfunkrats findet am 21. Mai 2015 in Köln statt. Im Blickpunkt stehen dabei unter anderem das Leitbild des Senders und die Arbeit des Hörerservice.