
Mehr als 300 Interessierte besuchten den achten Kölner Kongress. Das Motto: „Bergab? Erzählen in schwierigen Zeiten“.
Die Zeiten sind schwierig und sie werden schwieriger, oder? Die Chronologie der Kölner Kongresse selbst zeugt von einer Welt, in der die Krise ein bestimmendes Thema ist und bleibt. 2023 schien die Krise eine von vielen Entwicklungen, denen man sich widmen konnte. Der Titel: „Auserzählt? Von Krisen und Neuerfindungen des Erzählens“. Im Jahr darauf scheint das Erzählen schon in größerer Verantwortung zu stehen. Es muss wehrhaft sein: „Erzählen gegen die Krise“. In diesem Jahr ist die Krise längst als Dauerzustand anerkannt. Aber wie kann man heute erzählen, ohne zu beschönigen, aber auch ganz ohne den Weltuntergang?
Braucht es Optimismus, Humor oder Sachlichkeit, um in Zeiten der Dauerbelastung das Miteinander nicht zu verlieren? Wie können Kultur und Medien einen produktiven Diskurs fernab apokalyptischer Erzählungen gestalten? Und kann ein Bergab nicht zur Chance für eine Zukunft fernab von grenzenlosem Wachstum und Ressourcenknappheit sein?
Eröffnungsabend mit Keynote und Live-Hörspiel
Bernhard Pörksen eröffnete den Kongress mit einer Keynote über die Kunst des Miteinanderredens. Die Frage: Wie bleiben wir als Gesellschaft über Gräben und Spaltungen hinweg miteinander im Gespräch?
Die Gruppe Frauen und Fiktion performte danach das Hörspiel „Hallo, ich bin Geld!“ live auf der Bühne. Dort stellte sich unser aller Zahlungsmittel vor und geriet ins Stocken, als seine vermeintliche Selbstverständlichkeit hinterfragt wurde.
Vorträge, Diskussion und Installationen
Am zweiten Tag konnten Besucherinnen und Besucher in zwei Räumen abwechselnd Vorträge und Präsentationen von Audioproduktionen, die den Abstieg verhandeln, besuchen. Moderiert wurden die Räume von Thorsten Jantschek und Ingrid Wenzel.
„Nach den Vorträgen war vor allem der Austausch wertvoll. Vortragende und Publikum, bestehend aus Hörerschaft und Autor*innen, kamen zusammen und diskutierten. Das Motto „Bergab“ wurde so zu einer konstruktiven Auseinandersetzung. Denn „bergab“ geht es nur, wenn man auch erstmal irgendwann „oben“ war und sich einen Überblick verschaffen konnte“, so Moderatorin Ingrid Wenzel.
Den Abend schloss eine Podiumsdiskussion mit Stefan Koldehoff, Bettina Fischer, Thomas Sternberg und Thorsten Jantschek. Man fragte sich: Wo steht heute die Kultur? Ist sie Nische geworden oder besteht sie auf ihren Exzellenzstatus und wer finanziert das alles in Zukunft?
Begleitet wurde der Kongress auch in diesem Jahr von zahlreichen Installationen und Filmen von Studierenden der Kunsthochschule für Medien Köln. Unter dem Thema „Die Ästhetik des Niedergangs“ verhandelten die Studierenden besagte schwierige Zeiten.
Wer nicht vor Ort sein konnte, kann die Keynote und die Vorträge hier nachlesen bzw. nachhören.