Die Rundfunk-Orchester und -Chöre gGmbH Berlin (ROC) wurde 1994 in einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit gegründet, als die deutsche Vereinigung viele etablierte Strukturen infrage stellte. Die Rundfunkanstalten im nunmehr vereinigten Berlin, die bis dahin die Existenz der Klangkörper gesichert hatten, waren selbst in Transformationsprozessen begriffen und wollten die Ensembles ebenso wenig übernehmen und finanzieren wie das zwischenzeitlich umworbene ZDF oder gar das Land Berlin allein. In dieser Phase gelang es, eine kluge und zukunftsweisende Lösung zu finden: die Zusammenführung der Ost- und Westberliner RundfunkOrchester und -Chöre – zu denen damals auch noch die RIAS Big Band gehörte – unter ein gemeinsames Dach in einer privatwirtschaftlichen und damit flexiblen Rechtsform. Die Finanzierung dieser Holding teilen sich die vier Gesellschafter, die die Leistungen der Ensembles am meisten in Anspruch nehmen und die sich einzeln ein solches musikalisches Großunternehmen nicht leisten wollen und können: Deutschlandradio, der Bund, das Land Berlin und der rbb (früher: SFB). Trotz wiederkehrender finanzieller Unsicherheiten und organisatorischer Herausforderungen hat sich die ROC als wichtiger Bestandteil der Berliner Kulturszene etabliert und ein Modell geschaffen, das bis heute weit über Berlin hinaus als beispielhaft gilt – als Benchmark auch in der aktuellen Diskussion um den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die Zukunft der Rundfunkensembles.
Die vier Klangkörper der ROC – das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, der Rundfunkchor Berlin und der RIAS Kammerchor – genießen höchstes internationales Ansehen. Ihre Konzertauftritte, Aufnahmen und internationalen Tourneen setzen Maßstäbe und bereichern die Musikwelt. Und sie schaffen als Rundfunk- und Medienensembles durch regelmäßige Radioübertragungen und deren Verfügbarkeit in Audio- und Mediatheken sowie Streamingportalen eine enorme Reichweite. Imponierend ist auch ihre Historie: Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin entstand 1923 als erstes deutsches Funkorchester überhaupt mit der Einführung des Radios. Ähnlich der Rundfunkchor, der 2025 hundert Jahre alt wird. Und die anderen beiden Ensembles – das heutige Deutsche Symphonie-Orchester (früher: RSO) und der RIAS Kammerchor – sind eng mit der Gründung und Entwicklung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkmusik im Westberlin der Nachkriegszeit verbunden und spielen damit seit über 75 Jahren eine nicht mehr wegzudenkende herausragende Rolle in Berlins Musikleben. Auch die Live-Veranstaltungen erreichen aktuell wieder so viele Menschen in Berlin wie vor der Corona-Pandemie. Mit steigender Tendenz. Eine eher singuläre Erscheinung im konzertanten Berlin. Zudem bietet die ROC das weitreichendste Musikvermittlungsprogramm Berlins.
Solche Traditionen und Erfolge verpflichten. Deshalb entwickelt die ROC eine Strategie, die darauf abzielt, diesen einzigartigen Ensemble-Verbund als innovativen und zukunftsorientierten Akteur in der Kulturlandschaft weiter zu stärken. Das bedeutet, die gute Unternehmenskultur, die Wirkung unserer Leistungen für Menschen und Gesellschaft und die Nachhaltigkeit des eigenen Handelns weiterzuentwickeln. Aber auch die Rolle eines Medienensembles im 21. Jahrhundert neu zu definieren und den Kundenservice sowie die Zugänglichkeit der Musik für alle Menschen in den Vordergrund zu stellen. Dazu wurde ein umfangreiches Investitionsprogramm, vor allem in die digitale Infrastruktur, namens „ROC 2026“ aufgelegt, das die Gesellschafter finanziell unterstützen. – Der Erfolgsweg war keineswegs vorgezeichnet. Er ist das Ergebnis eines komplexen Prozesses, in dem unterschiedliche Interessen und Strategien aufeinandertrafen, und der durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure aus Politik, Kultur und Gesellschaft zu einer einzigartigen Lösung führte.