Gastbeitrag von Dr. Zuzana Lizcová zu 30 Jahre DeutschlandradioVon der Skeptikerin zur Hörerin

Über die Grenzen hinaus bieten die Programme von Deutschlandradio aktuelle Hintergründe in deutscher Sprache – und sind durch digitale Ausspielwege überall zu hören. Welche Rolle spielen sie als Informationsquelle für eine Wissenschaftlerin und Journalistin in Prag?

Wissenschaftlerin und Journalistin Zuzana Lizcová.
Dr. Zuzana Lizcová, geboren 1980, ist Leiterin des Lehrstuhls für deutsche und österreichische Studien an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Karls-Universität Prag. Sie arbeitete unter anderem als Redakteurin für die tschechische Presseagentur ČTK und konzentrierte sich hierbei auf deutschsprachige Länder und Mittelosteuropa. Später arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für Zeitschriften und Zeitungen in Tschechien und als Analytikerin der Denkfabrik AMO. Neben ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit tritt sie regelmäßig als Expertin in tschechischen und ausländischen Medien auf.

Auch Deutschlandradio bin ich zum ersten Mal in einer Küche begegnet. Vor 20 Jahren, als ich in Berlin studiert habe, hatte meine deutsche Mitbewohnerin auf ihrem Empfänger den Deutschlandfunk eingestellt und ich habe stets in unserem grauen Studentenwohnheim in Berlin-Lichtenberg zu den Morgennachrichten gefrühstückt. Auch andere Programme leisteten mir gute Gesellschaft in der Zeit, als es das Internet nur im Rechnerraum der Humboldt- Uni gab. Ein paar Jahre später, schon als junge Journalistin, habe ich ebenfalls in Berlin meinen ersten Radiobeitrag produziert. Er entstand im Rahmen eines Nachwuchsprogramms in Zusammenarbeit mit Kolleginnen aus Polen und der Slowakei. Diese Erfahrung konnte ich später als Stringerin für den Schweizer Rundfunk (SRF) gut nutzen. Die deutschen Radiosender habe ich damals aus den Augen – oder besser gesagt Ohren – zeitweilig verloren.
In mein Leben sind sie im Jahr 2017 mit der Dlf Audiothek App, heute Deutschlandfunk App, zurückgekehrt. Ihre gut zugänglichen Inhalte bedeuteten für mich – damals freie Journalistin – eine geschätzte Ressource für Recherchen zu verschiedenen politischen, kulturellen und ökonomischen Themen. Nach und nach lernte ich die verschiedenen Formate kennen: Informationen am Morgen, knappe Deutschlandfunk- Nova-Nachrichten, die Presseschau, Kommentare. Als Hintergrund dienten mir oft längere Sendungen und Podcasts wie „Der Tag“, „Der Politikpodcast“ oder „Kontrovers“. In der Freizeit – etwa beim Kochen – haben mich die „Lange Nacht“ oder „Eine Stunde History“ begleitet.
Vor einigen Jahren bekam ich eine Teil-, später Vollzeitstelle an der Karls-Universität Prag. Von den Medien habe ich mich dadurch nicht verabschiedet, da sie Teil meiner Lehre und Forschung am Institut für internationale Studien geblieben sind. In Seminaren diskutieren wir oft über ihre Rolle – etwa im Kontext der historischen Entwicklung Deutschlands oder der Herausforderungen, die mit dem Aufstieg des Internets und der Sozialen Medien verbunden sind. Mit dem Angebot von Deutschlandradio setzen sich unsere Studierenden besonders intensiv im Seminar „Deutschland und Zentraleuropa Aktuell“ auseinander, wo über die neuesten Entwicklungen diskutiert wird. Ihre Aufgabe ist es dabei, die Berichterstattung zu verfolgen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Nicht nur zum Inhalt der Nachrichten, sondern auch zur Art und Weise, wie über Themen geschrieben und gesendet wird. Für eine solche Aufgabe eignen sich die Programme des deutschen öffentlich- rechtlichen Rundfunks bestens. Man muss aber vorsichtig sein: Kompliziertere Hintergründe oder Diskussionen können ausländische Zuhörer, die sich nicht in allen Ecken der deutschen Politik gut auskennen, schnell überfordern.
Was ich an Deutschlandradio sonst schätze? Dass die Programme schnell verlässliche Informationen liefern. Ich werde oft angefragt, um das aktuelle Geschehen in unseren Nachbarländern als Expertin zu kommentieren. Wenn ich mich für einen solchen Auftritt im tschechischen Radio oder Fernsehen vorbereite, greife ich gerne auf die Deutschlandfunk App zurück. Dafür bin ich sehr dankbar – und ganz persönlich auch für die Zusammenarbeit mit den Korrespondenten von Deutschlandradio in Prag, die am Austausch mit mir und unseren Studierenden regelmäßig teilnehmen.