Gastbeitrag von Meike Kricke und Barbara PampeDie Schule der Zukunft - Jetzt

Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft. Aber wie kann eine Schule aussehen, die junge Menschen ausbildet für die Welt von morgen? Die Gastbeitragsautorinnen haben Ideen und stellen klare Forderungen. – Ein Thema passend zur Deutschlandradio-Denkfabrik mit dem diesjährigen Titel: „Es könnte so schön sein ... Wie gestalten wir Zukunft?“

Gastbeitrag von Meike Kricke und Barbara Pampe |
Zwei nebeneinander liegende Portraits von zwei jungen Frauen: links Dr. Meike Kricke, Pädagogin, und rechts Dipl.- Ing. Barbara Pampe, Architektin
Dr. Meike Kricke, Pädagogin (links), und Dipl.- Ing. Barbara Pampe (rechts) (Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft)
Dr. Meike Kricke, Pädagogin, und Dipl.- Ing. Barbara Pampe, Architektin, leiten gemeinsam die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft in Bonn. Sie engagieren sich in den Handlungsfeldern der Stiftung für Zukunftsthemen wie Pädagogische Architektur, Inklusive ganztägige Bildung und Bildung im digitalen Wandel.

Bildung für alle. Inklusion. Digitalität. KI. Bildung für nachhaltige Entwicklung. Lernen über den ganzen Tag. Teamarbeit. Bildungslandschaften. Neue Typologien. Baukultur. Transparenz. Offenheit. Vielfältigkeit und Veränderbarkeit: Es gibt viele Anforderungen, Schlagworte und Qualitäten, die uns einfallen, wenn wir an die Schule der Zukunft denken. Wir denken an einen Ort, der ganz anders ist als die Schule, die viele von uns von früher kennen. Es ist ein Ort, der anders aussieht, ohne Flure und ohne Klassenzimmer, der anders organisiert ist und an dem anders gelernt und zusammengearbeitet wird.
In der Schule der Zukunft können alle jungen Menschen mit ihren vielfältigen Hintergründen, Perspektiven und Persönlichkeiten Bildungswege entdecken und ihre Übergänge in die Lebens- und Arbeitswelt finden. Ihre Interessen, Neigungen und Fragen definieren die Inhalte – hier stehen nicht Fächer und Noten im Mittelpunkt, sondern Menschen und ihre Entwicklung. Unterschiedliche Lernsettings, Konstellationen und Gruppengrößen bieten vielfältige Möglichkeiten, um auf individuelle Talente einzugehen. Die Wissensproduktion ist nicht mehr das Ziel, sondern ein Element, das von digitalen Tools gut abgedeckt ist. Kinder und Jugendliche lernen, diese Tools zu verstehen, sie einzusetzen – und sie lernen, was Maschinen nicht können und was Menschen ausmacht. Zukunftskompetenzen wie Kreativität und Kommunikation spielen eine zentrale Rolle. Die Schule der Zukunft ist ein Ort gelebter Demokratie, ein Ort im Quartier, an dem Bildung für alle Altersgruppen gemeinsam gestaltet und von unterschiedlichen Professionen begleitet wird. Ein Netzwerk aus Praktiker*innen, Forscher*innen, Künstler*innen, Abenteurer*innen, Weltentdecker*innen macht aus der Schule einen Ort der Neugierde und der Inspiration, des Forschens, Ausprobierens, Handelns und der realen Begegnungen. Die Schule der Zukunft ist ein Ort der Ästhetik, der räumlichen Vielfalt und des räumlichen Erlebens – ein Ort der Sicherheit und des Wohlfühlens mit unterschiedlichen Atmosphären, Nischen und Angeboten, die entlang den Bedürfnissen der Nutzer*innen entwickelt und durch sie geprägt werden. Autonome Schulen können sich den Bedürfnissen vor Ort anpassen und sie so gestalten, wie es ihrer Ausrichtung entspricht. Schule ist innen und außen ein Ort des Wandels und des Entwickelns von Neuem, gedacht aus der Perspektive aller Kinder und Jugendlichen. Sie ist ein Ort, an dem Zukunft heute und morgen gestaltet und erlebt werden kann.
Von diesen Schulen haben alle etwas: die Menschen, die dort lernen und arbeiten, das Quartier, die Stadt, der Standort, die Gesellschaft. Wenn wir an solche Schulen denken, haben wir konkrete Bilder vor Augen. Denn diese Schulen gibt es bereits. Man kann sie Leuchtturmschulen nennen, oft sind es Schulpreisschulen, und oft hängen sie an den Personen, die sie leiten, mit Leben füllen und betreiben. Wenn Bildung der Schlüssel zur Zukunft werden soll, müssen diese Visionen in der Breite Realität werden. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die diese Visionen nicht mehr verhindern, sondern einfordern – an jedem Ort. Dafür braucht es den Willen zur Veränderung bei allen, die über die Struktur, den Bau, die Inhalte, das Personal und die Organisation von Schule und Bildung entscheiden. Jede Schule, die jetzt geplant, gebaut, saniert oder umgebaut wird, muss sich dieser Vision stellen. Wir müssen verhindern, dass Geld weiter in Typologien und Konzepte der Vergangenheit fließt. Wir müssen jetzt in die Bildung der Zukunft investieren. „Es könnte so schön sein“ ist jetzt Programm!