Der vom Deutschlandfunk und der Stadt Braunschweig gestiftete und mit 30.000 Euro dotierte Wilhelm Raabe-Literaturpreis geht an Jan Faktor für sein Buch „Trottel“ (erschienen 2022 bei Kiepenheuer & Witsch).
Zur Begründung erklärte die Jury: „Jan Faktor bringt das traditionelle Genre des Schelmenromans zum Explodieren: Als ‚Trottel‘, so der Titel des Werks, erzählt er sein Leben – aber wilder, überdrehter, radikaler als man es sich bislang vorstellen konnte. Dabei ist ein Werk von erstaunlicher Kraft entstanden. Jan Faktor setzt im ‚Trottel‘ sein autobiografisch grundiertes Schreibprojekt fort: Hatte er 2010 seine Kindheit und Jugend in der kommunistischen Tschechoslowakei beschrieben, erzählt er nun vom Leben eines jungen Mannes aus Prag, der Ende der 1970er Jahre der Liebe wegen in die DDR kommt. Voller Wortspielereien, atmosphärischer Beschreibungen und grotesker Szenen bietet er einen ungewöhnlichen böhmischen Blick auf die schon so oft erzählte Lebenswelt der Ost-Berliner Bohème und in der späten DDR.
Tschechische und deutsche Literaturtraditionen amalgamiert Faktor. Formale Experimentierfreude wird mit exzessivem Witz kombiniert, gebettet in einen mitreißenden Erzählstrom. Die Kunst Faktors erweist sich in der Konfrontation mit einer Lebenskatastrophe: Der Suizid des Sohnes wirkt als ständiger Kontrast in dieser Lebenserzählung. In schlichter, fortdauernder Trauer wird von dessen Weg in die Depression erzählt, aus der es kein Entrinnen gab. Albernes und Tragisches beleuchten sich bei Faktor gegenseitig – eine radikale Lebensbeschreibung, die das Genre des autofiktionalen Schreibens revolutioniert.“
Tschechische und deutsche Literaturtraditionen amalgamiert Faktor. Formale Experimentierfreude wird mit exzessivem Witz kombiniert, gebettet in einen mitreißenden Erzählstrom. Die Kunst Faktors erweist sich in der Konfrontation mit einer Lebenskatastrophe: Der Suizid des Sohnes wirkt als ständiger Kontrast in dieser Lebenserzählung. In schlichter, fortdauernder Trauer wird von dessen Weg in die Depression erzählt, aus der es kein Entrinnen gab. Albernes und Tragisches beleuchten sich bei Faktor gegenseitig – eine radikale Lebensbeschreibung, die das Genre des autofiktionalen Schreibens revolutioniert.“
Der Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, Dr. Thorsten Kornblum, und Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue stimmten dem Vorschlag der Jury zu. Die Jury des Wilhelm Raabe-Literaturpreises, die am 26. September tagte, setzt sich in diesem Jahr zusammen aus Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin), Prof. Dr. Anja Hesse (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig), Sandra Kegel (FAZ), Dr. Wiebke Porombka (Deutschlandfunk), Dr. Michael Schmitt (3sat), Katharina Teutsch (FAZ) und Dr. Hubert Winkels (Deutschlandfunk).
Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum und Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue überreichen Jan Faktor den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2022 am 6. November im Rahmen eines Matinee-Festaktes im Kleinen Haus des Braunschweiger Staatstheaters.
Mit der Verleihung des Preises zeichnen die Stadt Braunschweig und der Deutschlandfunk jährlich ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus. Mit der Auszeichnung soll exemplarisch das bis zum Zeitpunkt der Preisverleihung publizierte literarische Schaffen gewürdigt werden. Ein neues Buch des Preisträgers muss im laufenden Kalenderjahr der jeweils aktuellen Vergabe erschienen sein.
Zu den bisherigen Preisträgern gehören Rainald Goetz, Jochen Missfeldt, Ralf Rothmann, Wolf Haas, Katja Lange-Müller, Andreas Maier, Sibylle Lewitscharoff, Christian Kracht, Marion Poschmann, Thomas Hettche, Clemens J. Setz, Heinz Strunk, Petra Morsbach, Judith Schalansky, Norbert Scheuer, Christine Wunnicke und Gert Loschütz.
Der Preisträger im Programm von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur:
Hubert Winkels, langjähriger Vorsitzender der Jury des Wilhelm Raabe-Literaturpreises, stellt den Preisträger Jan Faktor in folgenden Sendungen vor:
„Kultur heute“, 17.35 Uhr, Deutschlandfunk
„Lesart“, 10.08 Uhr, Deutschlandfunk Kultur
„Kultur heute“, 17.35 Uhr, Deutschlandfunk
„Lesart“, 10.08 Uhr, Deutschlandfunk Kultur
Gespräche mit dem Autor sind in folgenden Sendungen zu hören:
„Büchermarkt“, 16.10 Uhr, Deutschlandfunk
„Fazit“, 23.05 Uhr, Deutschlandfunk
„Büchermarkt“, 16.10 Uhr, Deutschlandfunk
„Fazit“, 23.05 Uhr, Deutschlandfunk