Ab 12. September 2023„Jüdisch in der DDR“: Roadtrip mit Marion und Lena Brasch

In persönlichen Gesprächen zeichnen sie in der sechsteiligen Produktion ein Bild zwischen sozialistischen Utopien und enttäuschten Hoffnungen, gebrochenen Traditionen und gelebtem Judentum. Ein Podcast von Deutschlandfunk Kultur in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Berlin.

Cover des Podcasts "Jüdisch in der DDR". Über bemalten Kacheln mit Figuren ist auf orangenem Hintergrund der Schriftzug "Jüdisch in der DDR" zu lesen
Jüdisch in der DDR - Podcast (Deutschlandradio/Harald Brünig, Künstlerin: Annedore Policek)
Leben zwischen SED und Synagoge: Im neuen Podcast „Jüdisch in der DDR“ besuchen Marion und Lena Brasch Jüdinnen und Juden zwischen Erfurt und Uckermark. In persönlichen Gesprächen zeichnen sie in der sechsteiligen Produktion ein Bild zwischen sozialistischen Utopien und enttäuschten Hoffnungen, gebrochenen Traditionen und gelebtem Judentum. Der Podcast ist ab 12. September verfügbar.

Marion Brasch wuchs religionsfern in einer sozialistischen Funktionärsfamilie auf. Deren Geschichte ist in den letzten Jahren oft erzählt worden, um das jüdische Erbe der Familie ging es dabei nur am Rande. Der Podcast „Jüdisch in der DDR“ ändert das. Marion und Tochter Lena Brasch erkunden das jüdische Leben in der DDR, die Reste davon und die Erinnerungen daran – die ja auch ihre eigenen sind.

Jüdisch sein – das war in der DDR eine Wanderung auf dem schmalen Grat zwischen Integration und Kapitulation, Anpassung und Dissidenz. In der Öffentlichkeit wurden Juden in der DDR kaum wahrgenommen. Und auch in der Gedenk-, Opfer- und Widerstandshierarchie rangierten sie hinter den kommunistischen Helden. Obwohl nicht wenige der Jüdinnen und Juden, die nach der Shoa ins Nachkriegsdeutschland zurückkehrten, bewusst in die DDR kamen, um ein sozialistisches Land aufzubauen.

Marion Braschs Vater gehörte dazu, ebenso wie andere bekannte und weniger bekannte Menschen, deren Nachfahren im Podcast zu hören sind. „Jüdisch in der DDR“ lässt viele Stimmen und Perspektiven zu Wort kommen und zeichnet dabei die oft schmerzhafte Auseinandersetzung mit dem DDR-Sozialismus genauso nach wie das improvisierte und eigenwillige jüdische Leben in der Nische. Denn Antizionismus und Antisemitismus waren auch in dem Land, das den Faschismus auf seinem Boden für beendet erklärt hatte, immer präsent.

Der Fall der Mauer veränderte alles – auch für die kleinen, oft familiären jüdischen Gemeinden in der DDR. Die Podcastreihe macht nach 1989 weiter: Auf ihrem Roadtrip fragen Marion und Lena Brasch auch, wie sich jüdisches Leben durch die Zuwanderung von Jüdinnen und Juden aus der ehemaligen Sowjetunion vor Ort entwickelt hat.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/juedisch-in-der-ddr-100.html
Im Jüdischen Museum Berlin ist die Ausstellung: „Ein anderes Land. Jüdisch in der DDR“ vom 8. September 2023 bis 14. Januar 2024 zu sehen. Zu hören sind dabei auch Auszüge aus dem Podcast.