Die Neue Rechte und ihr Umgang mit der Erinnerungspolitik ist Thema des Sonderformats „Die Kulturrecherche“ im Deutschlandfunk. Darin widmen sich Journalisten und Reporterinnen von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur unter der Leitung von Christiane Florin der politischen Kultur und der Kunstwelt. „Die Kulturrecherche“ will tiefenscharf beobachten, hartnäckig nachfragen und Zusammenhänge darstellen.
„Die Kulturrecherche“ ist am Donnerstag, den 29. August über den Tag verteilt im gesamtem Deutschlandradioprogramm und als einstündige Radiosendung um 15.05 Uhr im Deutschlandfunk zu hören. Sie ist darüber hinaus online abrufbar.
Mit dem fortgesetzten Aufstieg der Neuen Rechten gerät das Gedenken an die Verbrechen in der NS-Zeit unter Druck: „Vogelschiss“, „Denkmal der Schande“, „Schuldkult“ – was meint die Neue Rechte, wenn sie mit solchen Vokabeln über Erinnerungskultur spricht? Wen beeinflusst dieser Kampf gegen Aufarbeitung des NS-Unrechts? Und macht sich das an den Orten des Gedenkens bemerkbar?
Die erste Ausgabe der „Kulturrecherche“ befasst sich zunächst mit den ideologischen Vordenkern: Medienjournalistinnen und -journalisten haben zahlreiche Ausgaben der Zeitschrift „Sezession“ ausgewertet und legen dar, warum Behauptungen wie Gaulands „Vogelschiss“-Aussage keine Entgleisungen sind, sondern Teil einer angestrebten erinnerungspolitischen Wende.
Analyse von neurechten Medien und Memes
Mithilfe von KI wurde der Podcast „Kanal Schnellroda“ der neurechten Ideologen Götz Kubitschek und Ellen Kositza analysiert. Kontinuierlich, in fast einem Drittel der 222 Episoden, ist die NS-Zeit ein Thema. Die Recherche legt dar: Erinnerungskultur und -politik gelten in diesem Podcast als Mechanismus der Meinungsunterdrückung, sie werden konsequent als „Umerziehung“ eingeordnet.
Social Media ist ein bedeutender Kanal für diese erinnerungspolitischen Strategien. Die Rechercheure begeben sich auf die Spur von „Wilhelm Kachel“. Das ist das Pseudonym eines neurechten Influencers, dessen KI-generierte Memes mit blonden Frauen und muskulösen Männern zu den reichweitenstärksten Bildern in der Szene zählen. Ist der Geschäftsführer einer Leipziger Medienagentur der Mann hinter den Motiven im Stil der Dreißiger Jahre?
Seit 2019 mehr als 1000 rechtsextreme Angriffe auf Gedenkstätten
Welche Folgen haben die neurechten Pläne für diejenigen Orte, die an die NS-Verbrechen erinnern – etwa in Thüringen? Das Rechercheteam hat bisher unveröffentlichte Statistiken ausgewertet: Allgemein ist es an deutschen Gedenkstätten seit 2019 zu mehr als 1000 Fällen politisch motivierter Kriminalität mit rechtsextremem Hintergrund gekommen. Weniger als 10 Prozent dieser Fälle konnte die Polizei aufklären. Die Daten stammen aus einer bisher unveröffentlichten Antwort der Bunderegierung auf eine Kleine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Jan Korte (Die Linke). Mitgezählt werden hier jedoch nicht allein NS-Erinnerungsorte.
Die Recherche zeigt auch: Die Haltung der Neuen Rechten zum Gedenken an die NS-Verbrechen liegt klar auf dem Tisch. Seit Jahren warnen Organisationen der Zivilgesellschaft davor, dass die Erinnerungskultur zunehmend unter Druck gerät. Dennoch haben es Bund und Länder versäumt, eine verlässliche Zahlenbasis zu schaffen, auf der politische Lösungsansätze aufbauen können.
Was ist die Motivation der Täter? Eine Reportage führt nach Jamlitz-Lieberose in Brandenburg, das einstige Außenlager des KZ Sachsenhausen. Dort wurden Hakenkreuzschmierereien und SS-Runen gefunden. Der Reporter kann einen der Täter ausfindig machen und dieser erklärt sich zu einem Interview bereit.
Am 29. August, ab 6.00 Uhr morgens in allen Deutschlandfunk-Programmen
„Die Kulturrecherche“ am Donnerstag, 29. August ab 6.00 Uhr in allen Deutschlandfunk-Programmen, auf deutschlandfunk.de/erinnerungskultur und als einstündige Sendung um 15.05 Uhr im Deutschlandfunk.
Das Rechercheteam: Brigitte Baetz, Lars Hendrik Beger, Michael Borgers, Fabian Dietrich, Max Kuball, Philipp Schnee, Peter Sim, Hartwig Vens. Leitung: Christiane Florin.