Neuer Fall im Podcast „Tatort Kunst“Hannovers dunkles Erbe

Seit Jahren fordert die jüdische Familie Levy, die vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen musste, von der Stadt Hannover ein wertvolles Gemälde von Lovis Corinth zurück. Darum geht es im Fall „Hannovers dunkles Erbe“ des Deutschlandfunk-Investigativ-Podcasts „Tatort Kunst“.

Recherche über den dubiosen Kunstsammler Doebbeke und die zweifelhafte Rolle der Stadt Hannover |
Illustration eines Raums in einem Museum mit zwei Bildern
Tatort Kunst: Hannovers dunkles Erbe (1/2) (Deutschlandradio)
Seit Jahren fordert die jüdische Familie Levy, die vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen musste, von der Stadt Hannover ein wertvolles Gemälde von Lovis Corinth zurück. Darum geht es im Fall „Hannovers dunkles Erbe“ des Deutschlandfunk-Investigativ-Podcasts „Tatort Kunst“. Ab heute, 3. Oktober, ist die Recherche zu dem Fall in der Deutschlandfunk App zu hören und überall, wo es Podcasts gibt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Stadt Hannover das impressionistische Blumenstillleben „Rosen und Wicken“ zusammen mit rund 120 weiteren modernen Kunstwerken von dem dubiosen Kunstsammler Conrad Doebbeke gekauft. Er hatte nach 1933 nachweislich auch Bilder erworben, die verfolgten jüdischen Familien gehörten, und das 1949 gegenüber der Stadt Hannover auch offen eingestanden. 
„Tatort Kunst“ begleitet die Familie Levy dabei, wie es ihr endlich gelingt zu beweisen, was die Stadt Hannover seit Jahren anzweifelt. Das Corinth-Gemälde gehörte tatsächlich bereits vor der NS-Zeit dem Vater der heute 95 Jahre alten Ellen Lore Levy. Trotzdem verweigert die Stadt bislang die Rückgabe, verlangt trotz umfangreicher Indizien von der Familie weitere Beweisdokumente dafür, dass das Bild auch tatsächlich während der Verfolgungszeit 1933 – 1945 verkauft werden musste. Dabei gibt es seit 1998/99 internationale – von Bundesregierung, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden anerkannte - Regelungen zum Umgang mit NS-Raubkunst. Diese sehen vor, dass es Beweiserleichterungen geben sollte, weil es während der Nazizeit unweigerlich zu Nachweislücken beim verfolgungsbedingten Verlust von Kunstwerken gekommen ist. 
Und mehr noch: Obwohl sie für die Aufarbeitung der umstrittenen Sammlung Doebbeke schon 2010 hohe öffentliche Mittel erhalten hat, legte die Stadt Hannover bis heute keine detaillierten Forschungsergebnisse vor. Auf die wartet man seit Jahren auch in anderen Städten wie Düsseldorf und Oldenburg, in denen sich ebenfalls noch Bilder aus der Sammlung Doebbeke befinden. 
Die Recherche zu „Hannovers dunkles Erbe“ besteht aus zwei Folgen. Sie ist ab sofort hier abrufbar.
Über den Podcast „Tatort Kunst“ 
Seit September 2023 durchleuchtet das Reporter-Team von „Tatort Kunst“ mit investigativen Recherchen eine intransparente Kulturbranche und ihre Milliardengeschäfte. Dabei zeigt es Missstände, aber auch die historischen Verstrickungen und gesellschaftlichen Konsequenzen auf. Die Hosts Rahel Klein und Stefan Koldehoff präsentieren die exklusiven Fälle in einem aufwendig produzierten Storytelling-Podcast, als selbst erlebte und erzählte Geschichten der Journalistinnen und Journalisten. „Tatort Kunst“ wurde für den Deutschen Radiopreis 2024 in der Kategorie „Beste Reportage“ nominiert. Der „Tatort Kunst“-Fall „Das beliebte Nazi-Porzellan“ steht auf der Shortlist für den Prix Europa (Kategorie Audio Investigation).
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