Thomas LoewnerLeidenschaft: Hier wird gejazzt!

„Was ist Jazz?“ Der amerikanische Pianist Brad Mehldau antwortete darauf kürzlich in einem Interview: „Das Gefühl Jazz öffnet die Tür in Räume voller komplexer Subgefühle.“ Schön gesagt. Auch als Jazz-Journalist werde ich häufiger nach einer Definition der Musik gefragt, die mich täglich beschäftigt...

Thomas Loewner, freier Jazz-Redakteur in der Abteilung Musik des Deutschlandfunk
Thomas Loewner (privat)
STECKBRIEF
Name: Thomas Loewner, Köln
Position: freier Jazz-Redakteur, Abteilung Musik, Deutschlandfunk
Lieblingssendungen/Podcasts:
Jazz Live, Di., 21.05 Uhr
JazzFacts, Do., 21.05 Uhr
Milestones – Jazzklassiker, jeden dritten Fr., 22.05 Uhr
Corso – Kunst & Pop, Mo. – Sa., 15.05 Uhr
Kultur heute, Mo. – Fr., 17.35 Uhr/Sa. – So., 17.30 Uhr
Rock et cetera, So., 15.05 Uhr
„Was ist Jazz?“ Der amerikanische Pianist Brad Mehldau antwortete darauf kürzlich in einem Interview: „Das Gefühl Jazz öffnet die Tür in Räume voller komplexer Subgefühle.“ Schön gesagt. Auch als Jazz-Journalist werde ich häufiger nach einer Definition der Musik gefragt, die mich täglich beschäftigt. Ich verweise da immer gerne auf unsere Sendungen „Jazz Live“, „JazzFacts“ und „Milestones – Jazzklassiker“.

Das Phänomen Jazz im Radio

Denn seit ich vor langer Zeit meine Leidenschaft für den Jazz entdeckt habe, sind mir schon bald zwei Dinge klargeworden: dass es unmöglich ist, diese so vielfältige Musik in wenigen Worten adäquat zu beschreiben, und dass das Radio die mit Abstand beste Möglichkeit bietet, das Phänomen Jazz in all seinen Facetten darzustellen. Es ist schön und gut, Joachim-Ernst Berendts „Jazzbuch“ zu kennen, Biografien oder Jazzmagazine zu lesen, aber es geht nichts darüber, wenn den Worten Klänge folgen, um das Reden über Musik mit Leben zu füllen – von den coolen Trompetenlinien eines Miles Davis über Bill Frisells wunderbar schräge und zugleich vergnügliche Gitarrensounds bis hin zu elektrisierenden, teils eruptiven Klängen aktueller Bands wie TAU 5. Jazz, das sind vor allem auch die Menschen, die ihn spielen. Durch die Möglichkeiten der Digitalisierung war es nie einfacher, Interviews mit Musikerinnen und Musikern auf der ganzen Welt zu führen und sie zu ihrer Arbeit zu befragen. Was treibt den schwedischen Bassisten Petter Eldh an? Warum haben sich die Posaunistin Shannon Barnett und die Sängerin Filippa Gojo ausgerechnet für ihr Instrument (oder ihre Stimme) entschieden? Die Antworten auf solche Fragen sind so individuell wie die Leute, die sie geben.

Musikjournalistisches Arbeiten

Mehr als 20 Jahre war ich als Autor für verschiedene Jazz-Redaktionen der ARD und im Deutschlandfunk tätig. Seit Oktober 2022 bin ich Jazz-Redakteur beim Deutschlandfunk, wodurch sich für mich ganz neue Perspektiven auf die musikjournalistische Arbeit ergeben haben. Bislang folgte ich vorwiegend meinen eigenen Fragestellungen und konzipierte bzw. moderierte Sendungen. Jetzt besteht meine Tätigkeit außerdem darin, aus den vielen interessanten Angeboten meiner Kolleginnen und Kollegen ein abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen, Konzertmitschnitte zu beauftragen, Produktionen im hauseigenen Kammermusiksaal zu planen und die Entstehung der Musik hautnah mitzuerleben. Das ist Herausforderung und Horizonterweiterung zugleich. Und bringt mich der Antwort auf die Frage „Was ist Jazz?“ jeden Tag ein Stückchen näher.