Korbinian Frenzel"Radio kam mir erst spät in den Sinn"

Moderator Korbinian Frenzel im Studio
Korbinian Frenzel (Simon Detel)
Steckbrief
Korbinian Frenzel
Moderator und Redaktionsleiter von „Studio 9 – der Tag mit…“
Montags bis samstags, 12.05 Uhr im DLF Kultur
Ich habe neulich meinen ersten Sendeplan wiedergefunden. „Sondersendung zum Tod von Freddie Mercury“ stand da in noch nicht ganz gefestigter Teenagerschrift auf der mittlerweile kräftig vergilbten Seite aus dem kleinen College-Block. 1991, frisch am Gymnasium, in dem in den Pausen aus den Lautsprechern das „Pausenradio“ kam. Fein säuberlich ausgesuchte Songs von QUEEN. Andächtige Zwischenmoderationen … etwas pathetisch für meinen heutigen Geschmack. Aber gut, ich war zwölf. Und es war ja auch traurig.
Ehrlich gesagt, ich hatte meine offensichtlich frühen Ambitionen im Metier ganz vergessen, bis ich diesen Zettel wiederfand. Und insofern taugt dieser erste Versuch einer Radiosendung nicht wirklich als Beleg dafür, dass da einer schon früh wusste, dass er unbedingt mal ans Mikro wollte. Nein, Radio kam mir erst spät in den Sinn. Das Schreiben schien mir spannender. Schülerzeitung, Wolfsburger Nachrichten, taz. Und die Politik. Fast wäre es nämlich gar nichts geworden mit dem Journalismus. Die ersten Wege führten mich schon als Student der Politikwissenschaft als Mitarbeiter in den Bundestag. Erster richtiger Job: Redenschreiber und Referent im Europäischen Parlament in Brüssel. Tja, vielleicht ist es da passiert, morgens, wenn auf den Frequenzen des deutschsprachigen belgischen Rundfunks der Deutschlandfunk in meine Küche kam.
Jetzt komme ich zu anderen Menschen in die Küche. Mittags. Als Moderator von „Studio 9“ im Deutschlandfunk Kultur. Jeden Tag schauen wir mit einem Gast aus Medien, Kultur, Wissenschaft oder Politik auf die Themen des Tages. Der Kanzler war schon da. Die Alt-Kanzlerin wird auch bald vorbeischauen. Schauspielerinnen und Schauspieler wie Jasmin Tabatabai oder Matthias Brandt zählten bereits zu unseren Gästen – genauso wie Harald Schmidt, die Schriftstellerin Juli Zeh und immer wieder viele kluge Beobachter aus der Hauptstadtpresse. Immer live, entweder aus dem Studio im Berliner Funkhaus oder jeden zweiten Donnerstag vor Publikum aus dem Humboldt Forum.
Neulich, als dort, im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss, Wettermoderator Sven Plöger zu Gast war, war mir übrigens kurz vorher der Drucker ausgefallen. Und meinen Sendeplan musste ich nach langer Zeit mal wieder handschriftlich machen. Ich wünschte, die Schrift wäre nicht immer noch so erschreckend krakelig wie einst. Immerhin, die Moderationen waren, glaube ich, ein bisschen besser. Aber gut, mittlerweile bin ich 46. Und es war zum Glück auch nicht so traurig.