Teresa NehmInformationen verstehen durch erlebte Geschichten

Eine junge Frau steht vor einer bunten Graffiti-Wand
Theresa Nehm (Jule Kaden)
STECKBRIEF
Name:
Teresa Nehm, Berlin
Position: Redakteurin für die tagesaktuelle Strecke und die Podcasts Ab 21 und Unboxing News, Deutschlandfunk Nova
Lieblingssendungen/Podcasts:
Alles was heute Morgen wichtig ist (Dlf Nova) | Mo.–Fr., 6.30 Uhr
Hintergrund (Dlf) | Mo.–So., 18.40 Uhr
Unboxing News (Podcast, Dlf Nova)
Tatort Kunst (Podcast, Dlf)
Deep Science (Podcast, Dlf)
„Darf ich fragen, seit wann du dich so fühlst? Warum machst du das? Hast du das jemals bereut?“ Ich bin Teresa und stelle jede Woche Menschen ganz schön persönliche Fragen. Dabei sitze ich ihnen nicht gegenüber, sondern telefoniere mit ihnen. Sie kennen nur meine Stimme, häufig bekommen sie aus dem Blauen heraus einen Anruf von mir und trotzdem erzählen mir diese Menschen sehr bewegende und zum Teil extrem persönliche Details.

Lebensrealitäten abbilden

Neben dem täglichen, faktenbasierten Nachrichtengeschäft geht es in meinem Job als Redakteurin darum, Geschichten zu finden, die uns mehr Einblick geben können in Handlungsentscheidungen Einzelner: Warum z. B. riskieren Menschen ihr eigenes Leben, um in Kriegsgebieten zu helfen? Oder wer sind die Personen, die seit Wochen für Demokratie demonstrieren? Oder wer setzt sich bei TikTok Hate Speech aus, um aufzuklären? Diese persönlichen Perspektiven gibt es ab Mitte Mai im neuen Podcast „Unboxing News“ von Deutschlandfunk Nova zu hören (mehr dazu auf Seite 10). Ein Podcast, den ich in einem kleinen Team mitentwickeln durfte und der mich die letzten Monate viel beschäftigt hat. Darin zeigen wir, was die große Bandbreite an Nachrichten und Informationen für jeden Einzelnen von uns bedeutet, und ordnen das Geschehen ein.

Am Ende ein bisschen schlauer

Ich arbeite aber schon viel länger mit Menschen wie du und ich. Für den Podcast „Ab 21“ suche ich persönliche Geschichten, die nichts mit dem Weltgeschehen zu tun haben müssen und die mich immer wieder erstaunen lassen. Da war ein Mann, der von einer unheilbaren tödlichen Krankheit wusste und trotzdem Pläne geschmiedet und lustvoll aufs Leben geblickt hat. Oder wir erfahren von einer Hochzeit, die komplett aus dem Ruder gelaufen ist, weil die Mutter der Braut 600 Menschen mehr eingeladen hat. Warum machen wir das? Geschichten sind leichter zu verstehen als bloße Fakten. Diese Geschichten können inspirieren. Sie zeigen auch, was möglich ist, wie sich andere fühlen, und geben Einblicke in Welten, die einem sonst verschlossen geblieben wären. Das nimmt einen großen Teil meiner Arbeit ein. – Ich plane aber auch regelmäßig die tagesaktuellen Strecken: frage Interviews an bei Wissenschaftler*innen oder Korrespondent*innen und bereite diese für Moderator*innen vor. Denn ad hoc wüsste ich jetzt nicht, wie Banden die Macht in Haiti übernommen haben oder warum Labradore einfach nicht satt werden. Zum Glück weiß ich, wo ich anrufen muss, wo ich nachlesen kann, und bin am Ende des Tages ein bisschen schlauer. Eindeutig habe ich den abwechslungsreichsten Bürojob der Welt.