Der vom Deutschlandfunk und der Stadt Braunschweigt gestiftete und mit 30.000 Euro dotierte Wilhelm Raabe-Literaturpreis geht an Saša Stanišić für sein Buch „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ (erschienen im Luchterhand Literaturverlag, 2024). Der Braunschweiger Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum und Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue überreichten die Auszeichnung am heutigen Sonntag, 3. November, im Rahmen eines Matinee-Festaktes im Kleinen Haus des Braunschweiger Staatstheaters. Die Laudatio hielt die Essayistin und Literaturkritikerin Dr. Daniela Strigl.
In der Jurybegründung heißt es u.a.:
„Präzision im beobachteten Detail und Präzision in der sprachlichen Umsetzung je nach den Milieus, die er ausleuchtet, verschmilzt Saša Stanišić in diesem Buch {…} mit einer intensiven Auseinandersetzung mit älteren und neueren literarischen Referenzen. Darin ruft er wach, wie sehr ihn selbst die Literatur in die deutsche Sprache hineingesogen hat, nachdem er als junger Jugendlicher mit seiner Familie vor dem Krieg in Bosnien nach Heidelberg geflohen ist. Er verschmilzt aber auch Sphären, die nicht selbstverständlich zusammengehören, wenn er die Geschichte einer türkischen Reinigungskraft mit einer Novelle von Artur Schnitzler verschneidet oder sein eigenes fiktives Alter Ego mit Texten von Heinrich Heine ins Gespräch bringt. Das ist immer überraschend, manchmal auch geradezu postmodern gebrochen.“
„Präzision im beobachteten Detail und Präzision in der sprachlichen Umsetzung je nach den Milieus, die er ausleuchtet, verschmilzt Saša Stanišić in diesem Buch {…} mit einer intensiven Auseinandersetzung mit älteren und neueren literarischen Referenzen. Darin ruft er wach, wie sehr ihn selbst die Literatur in die deutsche Sprache hineingesogen hat, nachdem er als junger Jugendlicher mit seiner Familie vor dem Krieg in Bosnien nach Heidelberg geflohen ist. Er verschmilzt aber auch Sphären, die nicht selbstverständlich zusammengehören, wenn er die Geschichte einer türkischen Reinigungskraft mit einer Novelle von Artur Schnitzler verschneidet oder sein eigenes fiktives Alter Ego mit Texten von Heinrich Heine ins Gespräch bringt. Das ist immer überraschend, manchmal auch geradezu postmodern gebrochen.“
Die Jury des Wilhelm Raabe-Literaturpreises setzt sich in diesem Jahr zusammen aus Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.), Dr. Hanna Engelmeier (UdK Berlin), Thomas Geiger (Literaturvermittler), Samuel Hamen (freier Literaturkritiker), Prof. Dr. Anja Hesse (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig), David Hugendick (DIE ZEIT und ZEIT ONLINE), Dr. Michael Schmitt (3sat), Prof. Dr. Julia Schöll (Institut für Germanistik, TU Braunschweig) und Dr. Wiebke Porombka (Deutschlandfunk).
Mit der Verleihung dieses Preises zeichnen die Stadt Braunschweig und der Deutschlandfunk jährlich ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus. Mit der Auszeichnung soll exemplarisch das bis zum Zeitpunkt der Preisverleihung publizierte literarische Schaffen gewürdigt werden. Ein neues Buch des Preisträgers muss im laufenden Kalenderjahr der jeweils aktuellen Vergabe erschienen sein.
Zu den bisherigen Preisträgern gehören Rainald Goetz, Jochen Missfeldt, Ralf Rothmann, Wolf Haas, Katja Lange-Müller, Andreas Maier, Sibylle Lewitscharoff, Christian Kracht, Marion Poschmann, Thomas Hettche und Clemens J. Setz, Heinz Strunk, Petra Morsbach, Judith Schalansky, Norbert Scheuer, Christine Wunnicke, Gert Loschütz, Jan Faktor und Judith Hermann.
Eine Aufzeichnung der Preisverleihungsmatinee ist am Samstag, 30. November 2024, ab 20.05 Uhr im Deutschlandfunk zu hören.