Zum Tod des Dichters und Hörspielmachers Jürgen Becker„In jeder Situation spricht Erinnerung mit“

Jürgen Becker verstarb am 7. November im Alter von 92 Jahren. Der Dichter und Hörspielmacher hat den Deutschlandfunk nachhaltig geprägt.

Portrait des Dichters und Hörspielmachers Jürgen Becker
Jürgen Becker, Schriftsteller, von 1974 bis 1993, leitender Hörspielredakteur im Deutschlandfunk. Bild: 1991 (Ludwig Rink)
Jürgen Becker hat sich einen Namen gemacht vor allem als Verfasser von Lyrik und Prosa. Für seine Lesung aus den „Rändern“ erhielt er 1967 den Preis der Gruppe 47. Viele Veröffentlichungen und Auszeichnungen folgten, 2014 gewann er den Büchner-Preis.
Als Hörspielautor hat Jürgen Becker immer wieder entscheidende Impulse gesetzt. Er prägte die Entwicklung des sogenannten „Neuen Hörspiels“, sein Stück „Häuser“ (WDR, SDR, SWF 1969) wurde zum Klassiker. Von 1974 bis 1993 leitete Jürgen Becker die Hörspielabteilung des Deutschlandfunks.
„Jürgen Becker hat den Deutschlandfunk durch seine Hörspielarbeit nachhaltig geprägt. Als herausragender Akteur der deutschen Literaturlandschaft stand er für die enge Verbindung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zum kulturellen Leben in Deutschland“, so Stefan Raue, Intendant von Deutschlandradio.
„Erzählen wie es weitergeht“ ist das letzte Original-Hörspiel von Jürgen Becker, das der Regisseur Matthias Kapohl Anfang 2024 für den Deutschlandfunk umgesetzt hat. „Fünf Stimmen in augenblicklichen Situationen, und in jeder Situation spricht Erinnerung mit“, so hat es Jürgen Becker selbst beschrieben, „in jeder Situation wirkt Vergangenes auf eine Weise nach, dass ein Schatten auf die Selbstverständlichkeiten des Alltags fällt. Falls es denn Selbstverständlichkeiten sind. Auch dies nämlich machen die fünf Stimmen hörbar: ein stilles Unbehagen und die Verwunderung, dass der Alltag so weitergeht, wie er noch ist.“
Der Deutschlandfunk sendet Jürgen Beckers Hörspiel „Erzählen wie es weitergeht“ am 12. November um 20.10 Uhr.
Jürgen Becker arbeitete von 1974 bis 1993 als leitender Hörspielredakteur im Deutschlandfunk. Er lebte in Köln, wo er 1932 geboren wurde. 2022 erschien, neben der Gesamtausgabe seiner Gedichte, der Lyrikband „Die Rückkehr der Gewohnheiten“. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter für seine Hörspielarbeit 2013 den Günther-Eich-Preis, 2014 den Büchner-Preis.